Parken auf dem Gehweg: Wo es geduldet wird und wo es teuer wird (Der große Report)

MotorradZoneMotorradZoneNewsvor 2 Stunden132 Aufrufe

Du kennst die Szene wahrscheinlich selbst: Du schlängelst dich durch eine enge Innenstadt, Ampel zu Ampel, rechts stehen Lieferwagen halb auf dem Radweg, links drängeln sich geparkte Autos bis knapp an die Kreuzung. Du suchst seit zehn Minuten einen Stellplatz, drehst schon die dritte Runde, und dein Blick wandert immer häufiger dorthin, wo eigentlich nie Platz sein sollte: der Gehweg. Ein breiter Abschnitt, frisch gepflastert, kaum Fußgänger, viel Luft, viel Ruhe. In deinem Kopf läuft das bekannte Skript: „Wenn ich mich hier seitlich hinstelle, stört das niemanden. Das haben doch tausend andere vor mir auch gemacht.“

Viele Biker haben so jahrelang geparkt – ohne Stress, ohne schlechtes Gewissen und oft tatsächlich ohne Konsequenzen. Es gab Städte, da war das Ordnungsamt fast schon der stille Komplize; solange du niemanden blockiert hast, hat sich kaum jemand beschwert. Manche sprachen sogar von einer inoffiziellen Tradition: Gehwegparken für Motorräder war so lange geduldet, dass es wie Teil der urbanen Realität wirkte. Ein pragmatischer Handel zwischen Fahrern und Behörden.

Doch 2026 fühlt sich diese Gewohnheit wie ein Überbleibsel aus einer Zeit an, in der Städte noch nicht jeden Quadratmeter planen mussten. Der neue Bußgeldkatalog hat die Spielräume enger gemacht, Kommunen bewachen ihre Gehwege inzwischen wie wertvolle Infrastruktur, und Beschwerden über zugeparkte Wege steigen überall. Radwege werden verbreitert, Flächen für Barrierefreiheit ausgebaut, und jeder Blockierungsfall landet schneller als früher im digitalen Meldesystem der Stadt.

Das Ergebnis: Heute kann ein Abstellen auf dem Gehweg, das früher niemanden interessiert hat, sofort teuer werden. Nicht nur die Summe ist gestiegen, sondern auch das Risiko, dass eine Kontrolle als „Behinderung“ eingestuft wird – mit all den Folgen bis hin zu Punkten in Flensburg.

Genau deshalb lohnt es sich, das Thema neu einzuordnen. Was schreibt die StVO wirklich vor? Warum ziehen die Kommunen die Zügel plötzlich so stark an? Und vor allem: In welchen Städten ist Gehwegparken inzwischen besonders riskant – und warum?

Die Rechtslage: Was sagt die StVO wirklich?

Auch wenn viele Biker sich über die Jahre an eine gewisse Toleranz gewöhnt haben, war die gesetzliche Grundlage eigentlich nie ein Geheimnis. Die StVO ist an dieser Stelle klarer, als es der Alltag oft vermuten lässt. Gehwege sind ausschließlich für den Fußverkehr bestimmt – Punkt. Und damit ist das Parken dort für alle Kraftfahrzeuge verboten. Die StVO unterscheidet nicht nach Gewicht, Größe oder „Gefährlichkeit“ des Fahrzeugs. Ein Motorrad bleibt ein Kraftfahrzeug, egal ob Supersportler oder 125er-Roller.

Erlaubt ist das Abstellen auf dem Gehweg nur dann, wenn ein entsprechendes Zusatzschild (Zeichen 315) angebracht ist. Dieses Schild ist im Grunde die einzige Ausnahme, denn es legitimiert das sogenannte Hochbordparken ausdrücklich. Ohne dieses Zeichen gilt: Weg vom Bordstein, egal wie verlockend der freie Platz wirkt.

Viele Biker argumentieren gern damit, dass ein Motorrad kaum Fläche benötigt und niemandem ernsthaft schadet – es wiegt schließlich deutlich weniger als ein Pkw. Das klingt im ersten Moment plausibel, spielt in der Rechtslage aber schlicht keine Rolle. Die StVO interessiert sich nicht für technische Details oder für die Belastbarkeit einzelner Platten. Sie schützt den Gehweg als Raum für diejenigen, die darauf angewiesen sind, ihn ohne Hindernisse zu nutzen: Kinder, Menschen mit Gehhilfen, Rollstuhlfahrer, Personen mit Kinderwagen oder Einkaufstrolley. Wer schon einmal gesehen hat, wie mühsam es für manche ist, nur wenige Zentimeter auszuweichen, versteht sehr schnell, warum der Gesetzgeber hier keinen Spielraum lässt.

Hinzu kommt: Bei einem Motorrad geht es nicht nur um die Stellfläche, sondern auch um den Weg zum Abstellen. Du musst das Motorrad über den Bordstein heben oder schieben – und jede dieser Bewegungen findet ebenfalls im Fußgängerbereich statt. Genau deshalb wird die StVO an dieser Stelle traditionell streng ausgelegt, auch wenn die Praxis lange anders aussah.

Dass viele Kommunen dennoch über Jahrzehnte kaum Interesse daran hatten, Motorräder auf Gehwegen zu sanktionieren, bedeutet nicht, dass es erlaubt war. Es war eine Mischung aus Pragmatismus, Personalmangel und dem Gedanken: „Solange der Durchgang frei bleibt, ist es kein Drama.“ Doch diese laxen Zeiten geraten zunehmend unter Druck. Seit 2024 verschieben sich die Prioritäten sichtbar: Barrierefreiheit ist politisch gesetzt, Radwege haben Vorrang, Meldesysteme der Kommunen werden moderner und erlauben schnellere Reaktionen.

Was früher als tolerierbarer Ausnahmefall galt, wird heute als regelwidriges Verhalten eingeordnet – mit allen Konsequenzen, die die StVO dafür vorsieht.

Die Kosten-Explosion: Warum es nicht mehr 15 Euro kostet

Es gab eine Zeit, da war ein Knöllchen fürs Gehwegparken so etwas wie eine inoffizielle Parkgebühr. 10 oder 15 Euro – das tat niemandem weh. Viele haben den Zettel fast schon mit einem Schulterzucken akzeptiert, einmal kurz geärgert, bezahlt, weitergefahren. Für manche Biker war es sogar Teil der Routine: „Für den Preis finde ich sowieso keinen Parkplatz näher am Café.“ Und ganz ehrlich – die Kommunen wussten das auch. Das System war stillschweigend eingespielt.

Doch diese Phase ist Geschichte. Der Bußgeldkatalog wurde in mehreren Schritten überarbeitet, und jede Anpassung zielte dabei in dieselbe Richtung: Das Parken an Stellen, die Gehwege verengen oder den barrierefreien Durchgang gefährden, soll nicht mehr als Kavaliersdelikt durchgehen. Städte und Gemeinden wollen klare Signale setzen – nicht zuletzt, weil der öffentliche Raum politisch stärker umkämpft ist als früher. Radwege, Fußgängerzonen, barrierefreie Zugänge zu Haltestellen: Alles braucht Platz, und Fehlverhalten soll spürbar teurer werden.

Die aktuellen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:

  • Gehwegparken ohne Behinderung: 55 Euro
  • Gehwegparken mit Behinderung: 70 Euro + 1 Punkt in Flensburg
  • Mehr als eine Stunde mit Behinderung: 80 Euro + 1 Punkt

Was früher eine Art „Parkpauschale für Mutige“ war, ist heute ein echter Kostenfaktor – und nicht nur finanziell. Punkte in Flensburg verändern die Situation komplett. Ein einziger Fehltritt kann zu höherem Versicherungsbeitrag oder sogar zu Nachteilen bei deinem Führerscheinstatus führen.

Der Knackpunkt ist allerdings die Frage: Wann beginnt eine Behinderung?
Und genau hier wird das Ganze heikel. Denn die Entscheidung liegt im Ermessensspielraum der Kontrolleure. Du kannst überzeugt sein, dass du niemanden blockierst – und trotzdem eine Behinderung attestiert bekommen. Es reicht, wenn ein Fußgänger mit Kinderwagen leicht ausweichen muss oder eine Person im Rollstuhl die Richtung ändern muss, um vorbeizukommen. Und das bedeutet nicht „groß ausweichen“, sondern oft schon kleine Bewegungen, die den ursprünglichen Weg unterbrechen.

Diese Unschärfe macht Gehwegparken 2026 zu einer riskanten Lotterie. Du kannst in derselben Straße an einem Tag unbehelligt bleiben und am nächsten Tag einen Strafzettel inklusive Punkt kassieren, weil der Kontrolleur die Situation anders bewertet oder weil sich eine Beschwerde aus der Nachbarschaft häuft.

Die Zeit, in der Gehwegparken ein günstiges Übel war, ist vorbei. Heute ist es ein Verstoß, der sowohl Geld kosten als auch Spuren im Fahreignungsregister hinterlassen kann. Und das hat die Art, wie wir Biker freie Gehwegflächen betrachten, spürbar verändert.

Das Phänomen „Duldung“: Berlin vs. München vs. Dorf

Die spannendste Dynamik beim Gehwegparken entsteht nicht aus der StVO selbst – die ist eindeutig –, sondern aus der Frage, wie streng eine Stadt diese Regeln tatsächlich durchsetzt. Und genau hier kommt der Begriff „Duldung“ ins Spiel. Er beschreibt eine Art stillen Kompromiss: Ein Verstoß wäre sanktionierbar, doch die Behörden verzichten bewusst darauf, weil es im Alltag oft wichtigere Aufgaben gibt oder die Situation vor Ort nicht dramatisch wirkt.

Wichtig ist: Duldung ist kein Recht, sondern ein Ermessensspielraum. Heute kann ein Motorrad unbehelligt bleiben, morgen im selben Straßenabschnitt ein Knöllchen bekommen – und beides ist rechtlich korrekt. Und dieser Spielraum verändert sich seit einigen Jahren spürbar.

Berlin war lange das sinnbildliche Beispiel für eine Großstadt, in der Motorräder auf breiten Gehwegen kaum jemandem auffielen. In Bezirken wie Friedrichshain oder Neukölln standen Maschinen manchmal reihenweise am Rand der Gehwege, ohne dass jemand einschritt. Doch der Ton ist rauer geworden. Radverbände melden Konfliktstellen immer häufiger über Apps, Anwohner dokumentieren zugeparkte Wege per Smartphone, und die Bezirksämter reagieren darauf schneller. Besonders in Mitte, Prenzlauer Berg und Kreuzberg wird mittlerweile konsequenter kontrolliert. Die bekannte Berliner „Lässigkeit“ existiert noch, aber sie ist keine verlässliche Karte mehr.

In München, Hamburg oder Düsseldorf war die Lage dagegen schon immer strenger. Diese Städte betrachten Gehwege traditionell als hochsensiblen Raum. Sobald ein Motorrad mehr als nur optisch „stört“, wird kontrolliert – ganz egal, wie schmal oder leicht die Maschine ist. Hier herrscht die klare Haltung: Gehwege sind keine Abstellflächen, fertig. Selbst Situationen, die du in Berlin vielleicht als harmlos erlebt hättest, führen dort zu einem Knöllchen.

Und dann gibt es das andere Ende der Skala: Kleinstädte und ländliche Gegenden. Dort geht es oft entspannter zu, nicht aus Gutwilligkeit, sondern weil die Verkehrsströme überschaubarer sind. Wenn der Gehweg breit genug ist und niemand behindert wird, sehen viele Ordnungsämter keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Aber auch das kippt in bestimmten Bereichen – rund um Schulen, Altenheime oder Krankenhäuser reagieren Kommunen zunehmend empfindlich, weil dort besonders vulnerable Gruppen unterwegs sind.

Für dich bedeutet das: Wenn du dich darauf verlässt, dass „alle hier so parken“, spielst du ein riskantes Spiel. Kommunen schrecken längst nicht mehr davor zurück, ganze Straßenzüge in einem Zug abzuarbeiten, wenn Beschwerden eingehen oder Schwerpunktkontrollen laufen. Und wenn dein Motorrad in der Reihe steht, landet es genauso im System – egal, wie lange es dort stand.

Der Blick zu den Nachbarn: Österreich und Schweiz

Ein kurzer Blick über die DACH-Grenzen zeigt, wie unterschiedlich der Umgang mit Gehwegparken sein kann – und warum viele Biker, die regelmäßig durch die Region reisen, dort schneller in Schwierigkeiten geraten, als ihnen bewusst ist. Gerade weil Deutschland lange Zeit eine gewisse Toleranz kannte, unterschätzen viele Fahrer, wie konsequent die Nachbarländer hier vorgehen.

In Österreich ist die rechtliche Ausgangslage fast identisch mit der in Deutschland: Gehwege sind ausschließlich für Fußgänger vorgesehen, und das Abstellen von Motorrädern ist ohne explizite Markierung oder Beschilderung verboten. Die Praxis wirkt allerdings etwas uneinheitlich – in kleineren Orten bleibt es oft bei einer pragmatischen Einschätzung, solange der Durchgang großzügig bleibt. Doch in Städten wie Wien sieht die Lage anders aus. Die Hauptstadt verfolgt seit Jahren eine klare Strategie, den öffentlichen Raum stärker zu ordnen: mehr Fahrradinfrastruktur, mehr barrierefreie Zonen, mehr kontrollierte Kurzparkbereiche. Behörden achten dort nicht nur auf Autos, sondern zunehmend auch auf Motorräder, die vermeintlich „nicht stören“. Wer in Wien auf dem Gehweg steht, landet schnell im Bußgeldsystem – ganz egal, ob die Fläche breit ist.

Die Schweiz geht noch einen Schritt weiter – und zwar in Richtung Nulltoleranz. Während in Deutschland und Österreich gelegentlich nach Ermessenslage entschieden wird, kennt die Schweizer Praxis diesen Spielraum kaum. Der Grund ist simpel: Öffentlicher Raum wird dort als streng regulierte Infrastruktur betrachtet, und die Einhaltung dieser Regeln ist für viele Gemeinden eine Frage der Verlässlichkeit und Fairness. Parkst du dein Motorrad außerhalb eines klar markierten Parkfelds, hast du praktisch keine Chance, ungeschoren davonzukommen.

Die Bußen bewegen sich realistisch zwischen 40 und 120 Franken, je nach Kanton und Situation. Und dabei spielt es keine Rolle, ob du nur „kurz“ standest oder glaubst, niemanden behindert zu haben. Die Schweizer Behörden kommunizieren ihre Linie offen: Gehwege sind für Fußgänger reserviert, Parkfelder für Fahrzeuge. Alles dazwischen gilt als Regelverstoß – ohne viel Interpretationsspielraum.

Für viele, die erstmals mit dem Motorrad in der Schweiz unterwegs sind, wirkt diese Konsequenz fast überraschend hart. Aber sie ist Teil einer klaren, transparenten Ordnungspolitik, die allen Verkehrsteilnehmern zugutekommen soll. Wer sein Motorrad dort spontan auf den Gehweg stellt, entscheidet sich bewusst für ein teures Risiko.

Die „Notlösung“: Wie du (vielleicht) straffrei davonkommst

Eines sollte klar sein: Dieser Abschnitt ist keine Einladung, Regeln zu beugen. Aber jeder, der viel in der Stadt unterwegs ist, kennt Situationen, in denen du dich zwischen zwei schlechten Optionen entscheiden musst. Vielleicht ist ein Termin zeitkritisch, vielleicht hast du in engen Altstadtvierteln schlicht keine legale Ausweichmöglichkeit. Das rechtfertigt keinen Verstoß – aber es erklärt, warum viele Biker trotzdem nach pragmatischen Lösungen suchen.

Wenn du in solchen Ausnahmemomenten handeln musst, kannst du zumindest dafür sorgen, dass du nicht direkt in die teuersten Bußgeldstufen rutschst. Das mindert das Risiko nicht vollständig, kann aber darüber entscheiden, ob du „nur“ ein Verwarnungsgeld bekommst oder zusätzlich mit einem Punkt in Flensburg rechnen musst.

Einige Grundsätze fallen dabei ins Gewicht:

  • Lass mindestens 1,5 Meter Durchgang frei.
    Das ist die magische Grenze, ab der Kontrollkräfte oft entscheiden, ob eine Behinderung vorliegt. Wenn Fußgänger, Menschen mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen gezwungen sind, vom Gehweg abzuweichen, wird aus einer bloßen Ordnungswidrigkeit schnell ein schwerwiegender Verstoß.
  • Halte konsequent Abstand zu Blindenleitstreifen.
    Die geriffelten Platten sind kein Design-Element, sondern ein zentrales Orientierungssystem. Sobald du darauf parkst oder sie auch nur teilweise blockierst, gilt das als gravierende Behinderung. In vielen Städten ist das ein Garant für ein Knöllchen – und nicht selten führt es zum Abschleppen.
  • Nutze Privatflächen, wenn du die Möglichkeit hast.
    Ein kurzer Satz wie „Darf ich mich hier kurz hinstellen?“ reicht oft aus, um Stress zu vermeiden. Auf Privatgrund gilt die StVO nicht; dort entscheidet der Eigentümer oder Pächter. Hinterhöfe von Geschäften, Lieferzonen oder kleine Innenhöfe sind manchmal bereit, ein Motorrad für ein paar Minuten zu dulden – aber nur, wenn du vorher fragst.
  • Verwende Apps, die offizielle Motorradparkplätze anzeigen.
    Viele Städte bauen ihr Angebot leise aus, ohne große Werbung. Du findest neue Stellflächen oft früher in Apps als auf der Straße, weil sie digital eingepflegt werden, noch bevor Beschilderung überall vollständig ist. Gerade in Innenstädten entstehen zunehmend extra ausgewiesene Zonen für Zweiräder.

Diese Hinweise schützen dich nicht davor, dass eine restriktive Stadtverwaltung trotzdem durchgreift. Aber sie helfen dir, die schlimmsten Eskalationsstufen zu vermeiden – besonders jene, bei denen Behinderungen dokumentiert werden oder Punkte drohen.

Fazit: Die Zeit der Anarchie ist vorbei

Über viele Jahre war das Gehwegparken so etwas wie ein informeller Kompromiss zwischen Bikern und Behörden. Ein stilles Einverständnis nach dem Motto: „Solange niemand stolpert, sehen wir darüber hinweg.“ Diese Phase wirkte bequem, fast nostalgisch – ein Relikt aus einer Zeit, in der Städte noch nicht so stark unter Druck standen und der öffentliche Raum weniger umkämpft war.

Doch diese Ära ist sichtbar zu Ende gegangen. Die Bußgelder sind nicht einfach moderat gestiegen, sondern wurden bewusst so angepasst, dass bestimmte Verhaltensweisen unattraktiv werden. Der politische Fokus liegt seit einigen Jahren klar auf Barrierefreiheit, sicheren Wegen für Fußgänger und dem Ausbau von Fahrradinfrastruktur. Alles Bereiche, die mit falsch abgestellten Fahrzeugen direkt kollidieren. Kontrolleure orientieren sich heute stärker an Beschwerden, an dokumentierten Problemstellen und an politischen Vorgaben – und weniger an altem Pragmatismus.

Für dich heißt das: 2026 ist Gehwegparken kein „Kavaliersdelikt“ mehr, sondern eine riskante Entscheidung. Du kannst Glück haben, aber du kannst genauso schnell in einer streng kontrollierten Zone stehen, in der selbst kleine Abweichungen registriert werden. Besonders in Großstädten schrumpft der Ermessensspielraum deutlich, und die klassische Duldung weicht einer klaren Linie: Der Gehweg gehört den Fußgängern – und Motorräder haben dort nichts verloren.

Rechne also nicht damit, dass die alten Gewohnheiten irgendwann zurückkehren. Je dichter Städte werden und je mehr Verkehrsteilnehmer sich den Raum teilen müssen, desto klarer wird auch die Erwartungshaltung: Regeln gelten für alle, und Verstöße werden sanktioniert.

Hinweis:
Dieser Artikel dient der Information und stellt keine Rechtsberatung dar. Die Duldungspraxis und die konkrete Umsetzung der StVO können sich je nach Kommune jederzeit ändern.

❓ Häufige Fragen zum Gehwegparken mit dem Motorrad

Darf ich mein Motorrad in Deutschland auf dem Gehweg parken?

Nein. Die StVO verbietet das Parken auf dem Gehweg grundsätzlich für alle Kraftfahrzeuge – auch für Motorräder. Nur wenn das Zusatzschild „Zeichen 315“ angebracht ist, ist Gehwegparken ausdrücklich erlaubt.


Was kostet Gehwegparken mit dem Motorrad im Jahr 2026?

Ohne Behinderung kostet das Abstellen auf dem Gehweg 55 Euro. Liegt eine Behinderung vor, werden 70 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig. Dauert die Behinderung länger als eine Stunde, steigt das Bußgeld auf 80 Euro plus einen Punkt.


Wann gilt ein Motorrad auf dem Gehweg als „Behinderung“?

Sobald Fußgänger, Kinderwagen oder Rollstühle die Richtung ändern oder ausweichen müssen, liegt eine Behinderung vor. Auch kleine Ausweichbewegungen reichen aus. Die Bewertung liegt im Ermessen der Kontrolleure.


Warum wurde Gehwegparken früher kaum geahndet?

Viele Kommunen praktizierten jahrelang eine „Duldung“, weil Prioritäten anders gesetzt wurden und der öffentliche Raum weniger angespannt war. Diese pragmatische Toleranz ist seit 2024 jedoch stark rückläufig.


Wo wird Gehwegparken besonders streng kontrolliert?

In Großstädten wie München, Hamburg oder Düsseldorf gilt eine strikte Linie. Auch zentrale Bezirke in Berlin kontrollieren häufiger. In ländlichen Gebieten ist die Praxis oft entspannter – aber nie garantiert.


Wie sieht es in Österreich und der Schweiz aus?

Österreich ist ähnlich streng wie Deutschland. In der Schweiz existiert praktisch keine Duldung: Parken außerhalb markierter Parkfelder führt schnell zu Bußen zwischen 40 und 120 Franken.


Was kann ich tun, wenn ich kurzfristig keine Alternative habe?

Stelle sicher, dass mindestens 1,5 Meter Durchgang bleiben, halte Abstand zu Blindenleitstreifen und frage im Zweifel nach einer Erlaubnis auf Privatgrundstücken. Das verhindert keine Strafen, senkt aber das Risiko schwerer Verstöße.


Warum reagieren Städte plötzlich so empfindlich?

Barrierefreiheit, Radwege und digitalisierte Beschwerdesysteme haben zu einer deutlich strengeren Durchsetzung geführt. Kommunen bewerten Gehwege heute als besonders schützenswerten Raum.


Schützt es mich, wenn viele andere Motorräder ebenfalls auf dem Gehweg stehen?

Nein. Bei Schwerpunktkontrollen werden ganze Straßenabschnitte auf einen Schlag geahndet. Dass andere dort stehen, verringert das Risiko nicht – im Gegenteil, es erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Sammelkontrolle.


Kann mein Motorrad in solchen Fällen abgeschleppt werden?

Ja. Besonders wenn Blindenleitstreifen blockiert sind oder eine deutliche Behinderung vorliegt, kann die Behörde das Motorrad entfernen lassen. Die Kosten dafür übersteigen das Bußgeld deutlich.

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